Ein Dankeschön an alle Ehrenamtlichen im hospizlichen Diensten für ihren unermüdlichen Einsatz am Sterbebett

„In Ruhe ver-rückt werden dürfen“ lautete das Thema einer Fachtagung auf der Wasserburg Rindern, zu der 160 Ehrenamtliche in den hospizlichen Diensten des Unteren Niederrhein und darüber hinaus zusammengekommen sind.

Der Referent und Gerontologe Erich Schützendorf nahm in einem lebendigen und anschaulichen Vortragsgespräch die Zuhörer und Zuhörerinnen mit in das Anderland eines an Demenz erkrankten Menschen.

 

"Wer sich Demenz als eine Reise vorstellt, so sagte er, bei der sich ein Mensch vom Land des Verstandes in ein Anderland begibt, der kann die Menschen bei ihrer Reise begleiten und die im Anderland herrschenden Sitten und Gebräuche entdecken und wertschätzen. Er muss die Menschen nicht abholen, wo sie stehen, um sie wieder in das Land des Verstandes zurückzuführen, er kann ihnen dort begegnen, wo sie sich befinden. Das Gefühl wird niemals dement.“

Die zurückliegende Coronazeit hat die Begleitungen nicht leichter gemacht. Oft waren Besuche nicht gestattet und das bewusste Abschied nehmen und die ehrenamtliche Unterstützung wurde - da wo es nicht möglich war- schmerzlich vermisst. „Seit einiger Zeit können Sie Ihre ehrenamtliche Arbeit wieder aufnehmen. Und das ist gut so! Sie wissen, wie sehr Sie gebraucht werden!“ sagte Barbara Blau, Bildungsreferentin der Wasserburg in ihrer Begrüßung.

Auch Markus Toppmöller, Direktor der Wasserburg Rindern gab zum Abschluss des Grußwortes seine Wertschätzung und seinen Dank an die Ehrenamtlichen weiter: „Und zuletzt – dafür mit umso mehr Nachdruck – möchte ich Ihnen, den ehrenamtlich Engagierten, für Ihren unermüdlichen Dienst danken. Mit Sicherheit ist es besonders herausfordernd, wenn Sie dementiell erkrankte Personen begleiten und so manch verrückte Situation erleben. Ich wünsche Ihnen, immer wieder die Kraft zu haben, sich auf das Anderland der Personen, die Sie begleiten, einzulassen. Es ist großartig, dass es Menschen wie Sie gibt!“

Andrea Bendfeld, Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes Rees ergänzte: „In unseren Begleitungen begegnen wir sehr häufig Menschen mit demenziellen Veränderungen. Wie kann man Zugang zu diesen Menschen finden und Situationen von Unruhe, Aggressivität und Sprachlosigkeit aushalten? Wenn die Angehörigen nach langer Zeit der Pflege mit den Kräften am Ende sind und uns eventuell gereizt, gestresst, hilflos oder müde begegnen, wie können Ehrenamtliche eine Hilfe sein und unterstützen?“ Nur einige der Fragen, für die sich Erich Schützendorf in seinem Vortragsgespräch viel Zeit für die Beantwortung ließ.

Der Schauspieler und Seelsorger Thomas Borggrefe aus Utrecht vertiefte das Thema mit seinem Theaterstück „Heller Mann“ und zeigte auf einfühlsame Weise die Veränderungen eines an Alzheimer erkrankten Menschen. Eine Performance nicht nur über die Erkrankung, sondern auch über Vergessen, Glücklichsein, Musik, Sexualität in der Erkrankung, Umbruch und die Suche nach der Grenze zwischen Leben und Tod.

Alles in allem ein spannendes und bereicherndes Programm an diesem Oktoberwochenende auf der Wasserburg. Die Vorbereitungsgruppe ist schon wieder in Planung für diese Fachtagung am 23. Oktober 2022.

Interessenten können sich gerne melden bei Barbara Blau, Mail: blau(at)wasserburg-rindern.de, Fon: 02821-7321721